6. Salonnacht am 15. April 2011 zum Thema:


Nach dem Ende

 


Einführung von Karin Nowak

 


Jan Assmann, Kulturwissenschaftler & Ägyptologe

"Tod und Jenseits im Alten Ägypten"

Unter allen Völkern und Religionen scheinen die Alten Ägypter sich über die Gegebenheiten „nach dem Ende“ die meisten und differenziertesten Gedanken gemacht zu haben. Sie haben Landkarten und Reiseführer der jenseitigen Welt entworfen und die Idee des Totengerichts entwickelt, bei dem sich entscheidet, ob es für den Einzelnen ein „danach" gibt oder ob der Tod das Ende bedeutet.




Martin Wallner & Stephan Leuchtenberg, Filmemacher

Kurzfilm „A Lost and Found Box of Human Sensation“

Der Vater stirbt an Krebs. Der Sohn, ein junger Mann, muss lernen, mit dem Verlust zu leben. Der Film zeigt die Bewältigung von Schmerz und Trauer in zu Herzen gehenden Bildern und poetischer Sprache (Englisch mit deutschen Untertiteln). Im Anschluss an die Vorführung diskutieren die international mehrfach ausgezeichneten Filmemacher mit dem Publikum. 




Sibylle Lewitscharoff, Autorin

„Apostoloff“

Nährt sie sich aus Liebe oder Hass, die Abrechnung mit dem Vater, dessen sterbliche Überreste zwei Schwestern aus Schwaben in die bulgarische Heimat überführen? Die Reise durch Bulgarien nimmt zuweilen groteske Züge an. Rabenschwarzer Humor überspielt die Zerrissenheit der Hinterbliebenen zwischen dem Land ihrer Vorfahren und der neuen äußeren und inneren Heimat.




Martin von Arndt, Autor

„Der Tod ist ein Postmann mit Hut“

Seit der Trennung von seiner Frau erhält Julio Monat für Monat anonyme Einschreiben mit einem leeren Blatt Papier. Wer schickt sie, und warum? Mithilfe seines Nachbarn, eines Kriminalbeamten im Ruhestand, versucht Julio den Absender dingfest zu machen. Doch wichtiger ist die Auseinandersetzung mit den Dingen seines Lebens, die in den Briefen stehen könnten.




Markwart Herzog, Religionsphilosoph

"Erinnerungskultur im Fußball"

Vor allem britische Fans identifizieren sich oft über den Tod hinaus mit dem eigenen Fußballklub. Ob Verstreuung der Asche auf dem „heiligen Rasen“, exklusive Fanfriedhöfe oder Gedenksteine in der Stadionmauer – den Clubs, auch in Deutschland, eröffnen sich  neue lukrative Strategien der postmortalen Einbindung von Fans in die „Vereinsfamilie“.




Barbara Bronnen, Autorin

„Liebe bis in den Tod“

Gemeinsam wollte das alte Ehepaar aus dem Leben scheiden, weil die Frau an unerträglichen Schmerzen litt. Doch nachdem der Mann sie erschossen hat, bringt er nicht den Mut auf, sich selbst zu töten. Der Versuch der Wahrheitsfindung vor Gericht wird für den Angeklagten und seinen Richter zum Dialog über existenzielle Fragen von Schuld und Unschuld.




Angelika Overath, Autorin

„Nahe Tage“

Vom Sterbebett in der Klinik kehrt Johanna in die leere Wohnung der Mutter zurück. Während die Waschmaschine mit der zuletzt getragenen Kleidung der Toten läuft, geht Johanna durch die vertrauten, fremden Räume. Erinnerungen werden frei an eine unverstandene Kindheit, die von Mutter und Großmutter, aus dem Sudentenland vertriebenen Frauen, geprägt war.




Markus Orths, Autor

„Fluchtversuche“

In den versponnenen, hintersinnigen Geschichten des mehrfach preisgekrönten Autors ist nichts, wie es zunächst scheint. Sonderbare Geschehnisse, mit feiner Ironie und hintergründigem Humor beschrieben, führen zu unerwarteten Wendungen im Leben der Protagonisten. So werden aus vermeintlichen Endpunkten Anfänge, Aufbrüche und Fluchten.




Jürg Amann, Autor

"Die Reise zum Horizont"

Ein reales Ereignis, ein Flugzeugabsturz in den Anden, bildet den Hintergrund dieser Novelle. Im Kampf gegen Kälte und Hunger ringen die Überlebenden auch um ihre menschliche Würde. Welchen Wert haben Ethik und Moral angesichts des unausweichlich erscheinenden Todes? Schließlich siegt der Überlebenswille über eines der größten menschlichen Tabus.




Roland Kachler, Theologe & Psychotherapeut

"Meine Trauer wird dich finden"

Nach einem Todesfall geht es nur in der äußeren Realität um ein Loslassen des Verstorbenen. Im Inneren aber wollen Trauer und Liebe eine neue, innere Beziehung zu ihm. Trauerarbeit verhilft zu einer solchen Beziehung, die im Inneren des Hinterbliebenen weitergeht. Konkrete Schritte auf diesem neuen Weg der Trauerbewältigung werden aufgezeigt.



Rezension der Salonnacht in der Schwäbischen Zeitung: